Rheinland-Pfalz braucht digitale Lernzentren 4.0

Eine zeitgemäße berufliche Ausbildung und mehr Chancengleichheit für Berufsschüler gewährleisten

Die Digitalisierung verändert die Berufswelt. Neue Berufsbilder entstehen, andere werden sich anpassen oder letztlich keinen Bestand haben. Die Künstliche Intelligenz findet zunehmend selbstständig Problemlösungen, wie beispielsweise bei der Herstellung von Produkten oder bei Dienstleistungen. Auf dem Arbeitsmarkt werden zunehmend Kompetenzen nachgefragt wie Lernbereitschaft, interdisziplinäres Denken und Handeln, IT- und Medienkompetenz sowie die Fähigkeit zur Gestaltung von Innovationsprozessen. Sie werden künftig in nahezu allen Berufen gebraucht.

In einer sich immer weiter verändernden (Arbeits-)Welt beruht unser wirtschaftlicher Wohlstand zunehmend auf der Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften. Digitale Kompetenzen bilden schon heute eine der Grundqualifikationen für verschiedene, sich wandelnde Tätigkeitsfelder. So umfasst beispielsweise das in Rheinland-Pfalz zunehmend angewandte SmartFarming digitale Prozesse, ohne die landwirtschaftliche Aufgaben, wie das Düngen im Steillagenweinbau kaum mehr vorstellbar wären.

Ausbildungsberufe mit einem Schwerpunkt in Mechanik oder Informationstechnik zählen aktuell zu den erfolgversprechenden und zukunftsorientierten Arbeitsfeldern. In Berufsfeldern wie dem des Internets der Dinge (IoT) oder der Industrie 4.0 werden zunehmend Fachkräfte gebraucht.

Für die Berufsschulen unseres Landes, als wichtiger Bestandteil der Bildungsinfrastruktur, stellt diese Entwicklung eine große Herausforderung dar. Sie müssen bei der Umsetzung und Nutzung der sich aus der Digitalisierung ergebenen Aufgaben und Chancen unterstützt werden.

Modell der „Lernfabriken 4.0“ in Baden-Württemberg ist vorbildlich

Fachkräfte müssen im Rahmen einer praxisorientierten und zeitgemäßen beruflichen Ausbildung auf die entstehenden technischen Berufe vorbereitet werden. In einer auf Ebene der Berufsschulen angelegten „Lernfabrik 4.0“ werden Auszubildende anhand von simulierten Industrieprozessen, an die Arbeitsweisen von intelligenten Produktionsfabriken herangeführt.

Vorbildlich ist hier z.B. Baden-Württemberg. Hier werden Berufsschüler in insgesamt sechzehn „Lernfabriken 4.0“ für die Arbeit im Bereich der Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge ausgebildet. Die Voraussetzungen sind hierfür in Baden-Württemberg ideal. Denn notwendig für eine digitale berufsschulische Ausbildung in solchen digitalen Lernzentren ist eine leistungsstarke IT-Infrastruktur.

Auch Rheinland-Pfalz braucht digitale Lernzentren

Rheinland-Pfalz hat leider unter SPD-geführten Landesregierungen den Anschluss an die Entwicklung in anderen Bundesländern verpasst. Zugleich gibt es keine Signale der Landesregierung, die in diesem Bereich auf einen digitalen Aufbruch hindeuten würden. Dabei ist es eine der Kernaufgaben der Landespolitik, jungen Menschen eine qualitativ hochwertige und zeitgemäße Ausbildung zu gewährleisten.

Aus der Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage der CDU-Landtagsfraktion zum Stand der digitalen beruflichen Ausbildung wird deutlich, dass sie die dringend notwendigen und überfälligen Änderungen und Anpassungen in der dualen Ausbildung nicht konsequent angeht und stattdessen Dritte in die Pflicht nimmt.

Eine Zukunftsplanung ist nicht vorhanden. Das Bildungsministerium will sich im Hinblick auf „Lernzentren 4.0“ auch künftig auf die Beobachtung der Entwicklungen der Lernzentren in den anderen Bundesländern beschränken. Eine zeitnahe Implementierung von digitalen Lernzentren wird demnach nicht in Erwägung gezogen.

Modellprojekt des Landkreises Germersheim

In Rheinland-Pfalz hat der Landkreis Germersheim die Initiative ergriffen und geht voran. Der Kreistag hat auf Initiative der CDU und von Landrat Dr. Fritz Brechtel die Weichen für die Begründung eines solchen digitalen Lernzentrums gestellt.

Bereits im kommenden Jahr soll in Kooperation mit dem Schulträger und der regionalen Wirtschaft eine Lernfabrik ihre Arbeit aufnehmen. Klar ist aber, dass für den Erfolg auch die Unterstützung der Landesregierung notwendig ist. Die CDU-Landtagsfraktion erwartet deshalb von der Landesregierung, dass sie nicht Zuschauer bleibt, sondern endlich zum Akteur wird.

Forderungen der CDU-Landtagsfraktion an die Landesregierung

  • Die Planung und Realisierung von 5 digitalen Lernzentren in Rheinland-Pfalz zeitnah zu beginnen und ein angemessenes Förderbudget für deren Umsetzung bereitzustellen, orientiert am baden-württembergischen Beispiel.
  • Ein qualitativ hochwertiges und zeitgemäßes Lehrplankonzept für die erfolgreiche und wettbewerbsfähige Ausbildung der rheinland-pfälzischen Berufsschüler, im Rahmen der Industrie 4.0 zu erstellen.
  • Aus- und Fortbildungen von Lehrern der Lernzentren zu ermöglichen und mit einem ebenfalls angemessenem Budget zu fördern. Zudem die regulatorischen Hürden zur Arbeitsbefreiung für Fortbildungen gegebenenfalls zu lockern.
  • Die notwendige technologische Ausstattung der Schulen sicherzustellen und die erforderliche flächendeckende digitale Infrastruktur zu gewährleisten.