Hochschulen für angewandte Wissenschaften stärken

Die Situation:

  • An den sieben Hochschulen für angewandte Wissenschaften des Landes sind rund 40 000 Studenten eingeschrieben. Das sind rund ein Drittel aller rheinland-pfälzischen Studenten.
  • An den Hochschulen für angewandte Wissenschaften arbeiten rund 5 000 Beschäftigte, davon rund 3 500 im wissenschaftlichen-künstlerischen Bereich.
  • Die Hochschulen für angewandte Wissenschaften zeichnen sich durch ein sehr praxis- und berufsorientiertes Studium aus. Gleichzeitig forschen sie an direkt anwendungsbezogenen Innovationen. Mit einem solchen Profil sind sie auf einen engen Kontakt mit den Unternehmen ihrer Regionen angewiesen, um passgenaue Studienangebote und Forschungskooperationen zu ermöglichen.
  • Die Hochschulen für angewandte Wissenschaften klagen seit Jahren über unzureichende bauliche Maßnahmen und eine finanzielle und vor allem personelle Unterversorgung.

Die CDU-Landtagsfraktion sieht folgenden Handlungsbedarf:

  1. Praxisprofil der Hochschulen für angewandte Wissenschaften stärken
    Die Hochschulen für angewandte Wissenschaften sind keine Universitäten, sondern zeichnen sich durch ein stark praxis- und berufsorientiertes Profil des Studiums und der Forschung aus.  Mit diesem Profil sind sie auch ein wichtiges Standbein für die Gewinnung von Fachkräften und bieten zusätzliches Innovationspotential im gesamten Land – insbesondere für kleinere und mittelständische Unternehmen. Die Hochschulen geben ihr Bestes, dieses Profil zu stärken und die Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft zu intensivieren. Doch in vielen Fällen fehlen für diese Profilbildung die personellen und finanziellen Ausstattung durch das Land. Noch viel zu häufig verlassen Studierende nach einem Studium wieder die Region, da es nicht gelungen ist, noch während des Studiums verlässliche Netzwerke mit Unternehmen aufzubauen.
  2. Innovationsfähigkeit der Hochschulen fördern
    Im Gegensatz zu den Universitäten haben die Hochschulen für angewandte Wissenschaften wichtige Kompetenzen inne. Sie geben Impulse, um Herausforderungen der alltäglichen Produktions-, Dienstleistungs- und Verarbeitungsabläufe zu meistern. Dieses Innovationspotential braucht jedoch Ressourcen und Zeit, damit es sich auch entfalten kann.
  3. Eigenverantwortung der Hochschulen für angewandte Wissenschaften ausbauen
    Die Professoren an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften sind herausragende Experten für ihre Verantwortungsbereiche. Dasselbe gilt für die Hochschulleitungen. Daher dürfen die Fachaufsicht des Ministeriums nicht zu kleinschrittig und die Berichtspflichten der Hochschulen nicht zu kleinteilig ausfallen. Andere Bundesländer trauen ihren Hochschulen bereits jetzt mehr Eigenständigkeit und kreative Entwicklungsmöglichkeiten zu.

Deshalb stellt die CDU-Landtagsfraktion folgende Forderungen:

  1. Akademischer Mittelbau: Professoren an Hochschulen für angewandte Wissenschaften haben im Gegensatz zu ihren Kollegen an den Universitäten eine Unterrichtsverpflichtung von 18 Semesterwochenstunden. Akademische Stellen im Mittelbau sind eine absolute Seltenheit. Wenn man eine regional vernetzte Forschung in Kooperation mit mittelständischen Betrieben wünscht und das vorhandene Innovationspotential entfalten will, ist es unerlässlich, zusätzliche Stellen im akademischen Mittelbau an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften zu schaffen.
  2. Transferstipendien: Studierende, die sich schon während ihrer Studienzeit mit konkreter Innovationsarbeit in kleinen und mittelständischen Unternehmen beschäftigen, können mit Transferstipendien unterstützt werden. Dies ermöglicht eine enge Anbindung der wissenschaftlichen Arbeit an die konkrete Anwendung und bindet zukünftige Fachkräfte frühzeitig an die heimischen Unternehmen.
  3. Forschungsförderung: Die Landesregierung muss zudem ihre Vergabepraxis im Rahmen der Forschungsinitiative Rheinland-Pfalz überdenken. Von 20 Mio. Euro erhalten die Hochschulen für angewandte Wissenschaften zusammen nur 1,2 Mio. Euro. Hier muss die Transparenz gesteigert und für Hochschulen mehr getan werden.
  4. Duales Studium: Um die verschiedenen Bereiche des dualen Studiums inhaltlich aufeinander abzustimmen und die Lerninhalte angemessen zu vernetzen, müssen die dualen Studiengänge vom Land mit mehr Personal ausgestattet werden.
  5. Eigenverantwortung: Die Hochschulen für angewandte Wissenschaften werden noch zu stark durch bürokratische Berichtspflichten und Genehmigungsvorbehalte in ihrer Dynamik gehemmt. An dieser Stelle muss die Landesregierung dem Beispiel anderer Bundesländer folgen und mehr Vertrauen in die Eigenverantwortung und die hohe fachliche Kompetenz unserer Hochschulen für angewandte Wissenschaften legen.